Code of Theater
Labor für plastisches Denken

RECHERCHE. angewandte Kybernetik im Bühnenmodell


MODELL

Konzeption

Die Finsternis soll alles Lichte heben,
so dass die Weisheit halb verdeckt entschlüpft
und unbemerkt fast, wie ein Lüftchen eben,
ganz sanft von Haupt zu Haupte hüpft.

 

                                                     jo fabian. das theater


Jo Fabian:

Ich beschäftige mich mit Theater aus der Sicht eines sich selbst steuernden Systems. Im Prinzip also mit der Kybernetik des Theaters.

Die Anwendung von Algorithmen auf Theaterstücke sind für mich nichts Neues, da ich einerseits jeden Theatertext als eine Arbeitsanweisung für Problemlösungen lese und andererseits bereits Systeme entwickelt habe, die auf Algorithmen basieren, wie z.B. das „Alphasystem“ für den Tanz.

„Code of Theater - angewandte Kybernetik im Bühnenmodell“ hat die Entwicklung eines Konzepts für Theaterprojekte zum Inhalt, die sich als selbstorganisierende Systeme verstehen - die Beschreibung und Erforschung der Kybernetik des Theaters.
Stück für Stück und von Arbeit zu Arbeit bildete sich das Bewusstsein heraus, dass der wissenschaftliche Bereich der Kybernetik, begründet durch Norbert Wiener in den 50er Jahren, ein interessanter Korrelationspartner für die Beschreibung und Begründung von Methoden und Arbeitsweisen im Theater sein kann. Das Instinktive soll mit Hilfe des Instrumentariums einer Wissenschaft besser beschreibbar und erklärbar werden. Und auch, wenn die praktische Interaktion von Kunst und Wissenschaft längst in die Theaterarbeit eingegangen ist, so wird es doch Zeit, mit Hilfe der Kybernetikforschung den Paradigmenwechsel für das Theatersystem als notwendig erkennbar zu machen.
Es handelt sich also um einen Prozess der Bewusstwerdung, um auf die eigene Arbeit aus der Distanz eines anderen Systems zu schauen. Doch selbst, wenn man diesem Gedanken nicht folgen wollte, kann es doch eine Anregung sein, über die eigene Ansicht und Praxis in der Theaterarbeit nachzudenken. 


Von besonderem Interesse ist für uns das Verhältnis von Zuschauer*in und Bühne; das Verhältnis von Algorithmen und Randomfunktionen, oder anders, von Notwendigem und Zufälligem, sowie die Emanzipation der Darsteller*innen von der Produktionsmechanik. Dabei werden wir das hermeneutische Prinzip des Verstehens untersuchen und die Funktion des Unvorhersehbaren. Ganz wesentlich scheint uns aber auch die Untersuchung des "Blinden Flecks" oder der negativen Wirklichkeit, um sie als Arbeitsinstrument zu entwickeln.


Es handelt sich in dieser Modelluntersuchung also nicht um einen Beitrag zur Kybernetikforschung, sondern zur Theaterforschung.


"Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, dass die stillschweigende Betrachtung eines Kunstwerkes nicht unbedingt Bewusstsein voraussetzt, aber durchaus nach sich ziehen kann." Wendelgard.2010



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